Paoskenstaken am Ostersonntagin Ochtrup Kreis Steinfurt, Münsterland / Nordrhein-Westfalen. |
Paoskenstaken am Ostersonntag in Ochtrup,
Kreis Steinfurt, Münsterland / Nordrhein-Westfalen
Jahrhunderte alte Sitten und Bräuche unserer Vorfahren sind, wie überall, so auch in Ochtrup in Vergessenheit geraten oder verschwinden nach und nach. In der Interpretation lassen sich im täglichen Sprachgebrauch beide Begriffe nicht scharf von einander trennen. Im Unterschied von Sitte als ungeschriebene Gesetze eines Volkes, reicht der Geltungsbereich des Brauchtums oft nur über kleine, örtlich begrenzte Gemeinschaften. In ihren Ursprüngen sind diese größtenteils religiös begründet. Aber die heutige industrialisierte Welt hat andere Probleme, Werte und Vorstellungen.Gutgemeinte Wiederbelebungen alten Brauchtums bleiben oft nur leere Formeln und sind daher wertlos. Eine rühmliche Ausnahme bildet in Ochtrup der Paoskenstaken.Er nimmt bei den zu Ostern stattfindenden kirchlich-weltlichen Volksbräuchen eine besondere Stellung ein und hat sich über Jahrhunderte nahezu unverfälscht erhalten. Fragt man nach dem Hintergrund dieses Festes Paoskenstaken (Pascha- oder Ostergehen, aber auch Judasverbrennung), so haben die Volkskundler gleich Deutungen zur Hand. Mit einiger Berechtigung wird darauf hingewiesen, daß Paoskenstaken Horst und Wall, Ochtrup die Ursprünge in der Zeit der "geistlichen Spiele", der Mysterien zu suchen sind. Ihre Bestimmung war, die hohen Kirchenfeiertage, wie Weihnachten und Ostern durch kirchliche Spiele zu verherrlichen. Man muß aber leider davon ausgehen, daß im Dunkel der Entstehungsgeschichte und des Alters letzte Klarheiten kaum zu bringen sind.Bei jedem Wetter versammelten sich am ersten Ostertag, gleich nach dem Mittagessen, die Junggesellen der Stadt Ochtrup in ihrem Bereich, denn das Brauchtum Paoskenstaken wurde und wird in gleicher Weise von den Bewohnern verschiedener Ortsteile praktiziert. Unter Anführung eines Altgesellen, der als Heiratskandidat des Jahres galt und der die Rolle des "Judas" übernahm, zogen die Junggesellen von Haus zu Haus, um den Bewohnern "Fröhlike Fierdag" zu wünschen. In der Hand trug er einen ledernen Geldbeutel und klirrte als Aufforderung zu weiteren Spenden mit den bereits gesammelten Münzen. War der Rundgang beendet, ging's zum nächsten Krämer, um eine kurze Pfeife und ein Päckchen Tabak zu kaufen.Damit wanderte die Gruppe unter allerlei Späßen zu einem Bauernhof, um dort eine Telge (junge Eiche) gegen die Pfeife und den Tabak, den "Judaslohn", einzutauschen. War man sich handelseinig, wurde im nahen Busch nach alter, festgelegter Ordnung eine Jungeiche ausgesucht, gefällt und von den Zweigen befreit. Oben blieb allerdings eine Art Gaffel stehen. Mit Hilfe der stärkeren Äste wurde der Baum dann im feierlichen Zuge zum Festplatz getragen. Inzwischen hatten sich hier viele Schaulustige eingefunden. In der Gaffel des Stakens wurde eine Teertonne, vollgestopft mit Buchenholz und Stroh, der "Judas" angebracht. Mit Mühe und unter vielen Scherzworten erfolgte die Aufrichtung und Verankerung in einem vorbereiteten Loch. Neuerdings ist es auch üblich geworden, den Stamm mit Reisig und Stroh zu umwickeln, um das Anzünden des "Judas" zu vereinfachen. Die Regel aber war und ist das der Älteste Junggeselle mit einem brennenden Strohwisch an einer langen Bohnenstange den Inhalt der Tonne ansteckte.Beim lodernden Feuermal und mit entblößten Häuptern erklangen dann die alten, frohen Osterlieder beginnend mit: "Das Grab ist leer, der Held erwacht." War die Tonne fast verkohlt, aber noch nicht ganz vom Staken heruntergefallen, wurde der Rest mit Steinen heruntergeholt. Es war das so genannte "Füer utsmieten". Erst dann wurde die acht Meter und mehr hohe Telge wieder ausgegraben und in heiterer Stimmung zur Verschacherung in die Stadt getragen. Immer dann, wenn reichlicher Alkoholgenuß im Spiel ist, besteht die Gefahr einer Ausartung. Auch davon muß korrekterweise berichtet werden.So erschien in der örtlichen Presse zum Paoskenstaken Ostern 1928 eine heftige Kritik. Es wurde erwähnt, daß im Prinzip der Ablauf des Festes viel Freude bereite, es aber nicht schön sei, wenn der Erlös der Sammlung und Versteigerung des Paoskenstakens in Schnaps umgesetzt würde. Das sei der hohen Festtage unwürdig. Viele Bewohner fühlten sich verletzt, wenn als Folge des reichlichen Alkoholgenusses junge Leute sich bis in die Nacht hinein johlend auf den Straßen bewegten und den Bürgern der abendliche Oster-Rundgang über den Berg durch Belästigungen verleidet würde. Vom Wasserturm aus (er steht heute nicht mehr) konnte man einen weiten Blick in die nächtliche münsterländische Tiefebene werfen mit kaum zu zählenden Osterfeuern |
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Ostermärkte |
Der Brauch des Paoskenstakens findet in Ochtrup heutzutage jeweils am 1. Ostertag (Ostersonntag nachmittag) in den Bereichen Alt-Metelener-Weg / Brookstraße und Bergwindmühle statt. Wille zur Änderung Es erfolgte der Aufruf, die "Sitten verfeinernd hier einzugreifen". So könne z. B. der Erlös des Paoskenstakens einem guten Zweck dienstbar gemacht werden. Der Mut zur Korrektur war immer vorhanden. An Bestehendem wurde festgehalten, aber auch über die Fehler von gestern nachgedacht. Mit dem Paoskenstaken bewahren zur Zeit in Ochtrop die Ortsteile Horst und Dränke ein Stück unverfälschter alter Tradition.Damit war aber das alte Zeremoniell keineswegs beendet. Die Versteigerung begann, geleitet vom Altgesellen (Judas). Er schritt die Telge einige Male ab, pries wortgewaltig ihre Qualität und Verwendungsmöglichkeiten, berechnete die Festmeter und stellte zum Beispiel Überlegungen an, wieviel Möbelstücke, Sticken (Streichhölzer) usw. der Stamm wohl hergeben würde. Der meistbietende Wirt erhielt den Zuschlag. Nach dieser Auktion ordnete sich die Gesellschaft und zog unter Glockengeläute dreimal um die Kirche. Dabei wurden wieder altbekannte Osterlieder gesungen. Dann ging es zum Pastorat, um einen Teil des gesammelten Geldes dem Pfarrer für Totenmessen, aber auch für andere caritative Zwecke, zu überreichen. Das war der Ausklang der offiziellen Spiele.Alles andere Geld wurde bei einem feucht-fröhlichen Abschluß in der Schankwirtschaft des Paoskenstaken-Ersteigerers verzehrt. Aufschlußreich dürfte eines der vielen noch erhaltenen Paoskenstaken-Abrechnungsergebnisse der Stadt sein: Gesammelt wurde in der Weiner-, Mühlen-, Weilaut-, Hinter- und Gärtnerstraße, sowie Westwall und Kniepenkamp.Das Ergebnis im Jahre 1963 war: 367,40 DM. Die Paoskenstakenversteigerung erbrachte DM 165. zusammen also DM 532,40. Die Ausgaben betrugen: 1 Liter Schnaps für den Baumlieferanten = 6,60 DM, (Pfeife und Tabak waren kostenlos zur Verfügung gestellt worden), der Pastor erhielt für Messen 20 DM somit ging der große Rest, wie schon erwähnt, durch die Kehlen fröhlicher Zecher. Die wesentlichen Inhalte dieses uralten Brauchtums sind erhalten geblieben. Geschichte geworden ist allerdings "dat Füer utsmieten" und das mit dem Paoskenstaken verbundene Ostereierwerfen der Kinder auf den Lautwiesen. Keineswegs wettkampfmäßig wurden hartgekochte, buntbemalte Eier mit der Hand, aber auch mit der Schleuder in die Luft geworfen. Sie zerbrachen beim Niederfallen gar nicht so schnell, da mehr Moos als Gras auf den Wiesen stand. © 1992, 1999, Paul Brockhoff , Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Ehefrau. |
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